Fedora (Linux-Distribution)
Fedora [
] ist eine RPM-basierte Linux-Distribution. Ziel der Entwickler der Distribution ist es, Freie Software zu fördern und ein Betriebssystem für eine möglichst vielfältige Zielgruppe zu gestalten. Organisiert wird die Entwicklung in der Online-Community des Fedora-Projekts, das vom Unternehmen Red Hat angeführt wird. Fedora und Red Hat Enterprise Linux (RHEL) sind verwandte Projekte, wobei Fedora als Upstream von RHEL fungiert. Änderungen werden zuerst in Fedora vorgenommen und können dann in RHEL integriert werden. Das englische Wort fedora bezeichnet eine spezielle Art des Filzhuts, des Markenzeichens des Unternehmens Red Hat.Zielgruppe
Fedora wird für den generellen Einsatz auf Server- und Desktop-Systemen entwickelt. Das Fedora-Projekt selbst bezeichnet seine Distribution als geeignet für Einsteiger ebenso wie für erfahrene Benutzer. Hindernisse wie die Installation von Videocodecs oder der proprietären Nvidia-Treiber aus einer externen Softwarequelle werden im Standard-GNOME-Einrichtungsdialog erleichtert, andere Desktops benötigen manuelle Installation.
Im Gegensatz zu anderen Linux-Distributionen gibt es keinen Langzeit-Support. Der Lebenszyklus einer Fedora-Version ist auf 13 Monate angelegt, etwa alle sechs Monate erscheint eine neue Version, weshalb Fedora für eine langfristig geplante Verwendung (z. B. auf Embedded-Systemen oder Systemen mit jahrelanger Uptime) ungeeignet ist.
Dafür bietet es im Gegensatz zu anderen Distributionen stets sehr aktuelle Software und neue Standards wie systemd, BTRFS, Pipewire, Wayland und Flatpak.
Fedora-Projekt
Prinzipien
Das Fedora-Projekt formuliert seine Ziele wie folgt:
Diese Absichten werden ausgedrückt in den vier Prinzipien:
Die „Freiheit“ bezieht sich auf die Freiheit der Software im Gegensatz zu proprietärer Software. Die Förderung solcher FLOSS ist den Entwicklern ein Anliegen, weswegen Fedora gratis, quelloffen und ausdrücklich zur Weiterentwicklung angeboten wird. „Freunde“ repräsentiert die Stärke dieser weltweiten Gemeinschaft (Community) unterschiedlichster Menschen, die gemeinsam an der Entwicklung freier Software arbeiten. „Funktionen“ drückt das Streben nach Vielseitigkeit und Flexibilität aus, die Bedürfnisse möglichst vieler Anwender bestmöglich abzudecken. „Zuerst“ steht für den Innovationswillen und die angestrebte Vorreiterrolle innerhalb der Open-Source-Bewegung.
Wie schon beim Vorgänger von Fedora gilt auch hier der Grundsatz, dass nur Computerprogramme mit vollständig freier Lizenz in die Distribution aufgenommen werden dürfen. Die einzige Ausnahme bildet Firmware in binärer Form (Binärblob), die mit einer Lizenz zur Verfügung gestellt wird und die eine freie Nutzung erlaubt. Prominenteste Folge dieser Lizenzpolitik ist, dass Fedora z. B. keine Unterstützung für die DVD-Video-Wiedergabe mit sich bringt, sondern diese aus Drittquellen installiert werden müssen.
Zur Fedora-Gemeinschaft gehören Mitarbeiter des Unternehmens Red Hat und Entwickler anderer Unternehmen, sowie unabhängige ehrenamtliche Entwickler, darunter auch Studierende. Neben Software-Entwicklern gibt es Spezialisten für das Marketing, die linguistische Übersetzung oder die grafische Gestaltung. Um die Zusammenarbeit dieser teilweise sehr inhomogenen Community zu erleichtern, gibt sich das Fedora-Projekt zwei Grundsätze:
- Bei jeder Entscheidung ist die Auswirkung auf andere zu bedenken und gleichzeitig
- Ist respektvoll mit den Entscheidungen anderer umzugehen. Bei einer Uneinigkeit in technischen oder sozialen Fragen wird versucht, zuerst zu verstehen, wieso es zu einer Uneinigkeit gekommen ist, bevor versucht wird, eine Einigung zu erzielen.
Projektleitung
Das Fedora-Projekt wird von einem zehnköpfigen sogenannten Fedora Board (englisch für Gremium) geführt. Neben dem Vorsitzenden – der vom Unternehmen Red Hat bestimmt wird und ein Vetorecht besitzt – besteht das Board aus vier vom Vorsitzenden ernannten Mitgliedern und fünf durch die Fedora Community gewählten Mitgliedern. Das Board entscheidet über alle strategischen und finanziellen Belange des Projekts. Die technische Leitung und damit die Verantwortung für die Entwicklungsarbeit des Projekts liegt beim sogenannten Fedora Engineering Steering Committee (kurz FESCo, engl. für Technisches Steuerungs-Komitee). Das FESCo besteht aus neun durch die Fedora Community gewählten Mitgliedern. Die Diskussionen und Entscheidungen von beiden Gremien sind meist online und öffentlich nachverfolgbar, da die regelmäßigen Sitzungen meist in einem IRC-Kanal stattfinden. Der Vorsitzende des Boards koordiniert als amtierender Fedora-Projektleiter (FPL) auch die Umsetzung der Entscheidungen von Board und FESCo. Seit Juni 2014 ist Matthew Miller Vorsitzender und FPL.
Finanzierung
Das Fedora-Projekt wird hauptsächlich durch das Unternehmen Red Hat finanziert. Red Hat möchte eine möglichst vollständige und solide Grundlage für ihr kommerzielles Produkt Red Hat Enterprise Linux (RHEL) erhalten. Das Sponsoring von Red Hat besteht neben der Bereitstellung finanzieller Mittel vorwiegend aus der Mitarbeit zahlreicher Red Hat-Angestellter in der Fedora Community. Daneben stellt Red Hat seine Infrastruktur, wie z. B. Server oder Konferenzräume, kostenfrei dem Fedora-Projekt zur Verfügung.
Neben Red Hat und einzelnen privaten Personen sind die Unternehmen Amazon AWS, BodHOST, Ibiblio, InterNetX GmbH, OSU Open Source Lab, proIO GmbH, DedicatedSolutions und HEFICED als Sponsoren von Fedora bekannt. Einige dieser Unternehmen verkaufen Hardware mit vorinstallierter Fedora-Software oder sind Nutzer der Distribution wie beispielsweise AmazonLinux von AWS, welches auf Fedora basiert.
Tagungen
Das Fedora-Projekt veranstaltet unterschiedliche Tagungen. Die jährliche flock (englisch „The Annual Fedora Project Conference“), die virtuelle nest, globale und lokale hatch und die halbjährlichen Fedora Release Parties (übersetzt „Fedora Veröffentlichungsfeier“). Neben Vorträgen, Podien, Sitzungen und sozialen Anlässen werden an den Tagungen sogenannte Hackfests organisiert, bei denen eine Gruppe von Entwicklern eine spezifische Fragestellung zusammen angeht und programmiert.
Verbreitung
Fedora erfreut sich unter anderem als Nachfolger der alten Red-Hat-Linux-Versionen großer Beliebtheit und hat dieses in vielen Unternehmen und Institutionen ersetzt. Die meisten kommerziellen Anwendungen, Daemons und Treiber, die früher für RHL zur Verfügung gestellt wurden, werden mittlerweile ebenfalls für Fedora angeboten, womit diese Distribution eine breitflächige Unterstützung durch Unternehmen und Institutionen bekommt. Auf der Plattform Distrowatch steht Fedora auf Platz 7 der meisten Suchanfragen des vergangenen halben Jahres.
Bis 2008 wurde die Wikipedia auf Red Hat Linux 9 und unterschiedlichen Fedora-Versionen gehostet. Ende 2008 wurden alle 400 Server der Wikimedia Foundation zu Ubuntu migriert. Der von IBM gebaute Supercomputer Roadrunner, der am National Nuclear Security Administration (NNSA) betrieben wird, verwendet sowohl RHEL als auch Fedora als Betriebssystem. Die philippinische Regierung ließ im Jahr 2008 13.000 Computer, auf denen Fedora installiert war, an Schulen verteilen. An der ARM TechCon 2013 stellte Dell den ersten ARM-64-Bit-Server vor, der mit Fedora als Betriebssystem ausgestattet war.
Eine Erhebung der Nutzerzahlen ist nur mittels Schätzung möglich, da anders als bei kommerzieller Software keine Verkaufszahlen erhoben werden können und keine Produktaktivierung für die Nutzung notwendig wird. Es können also lediglich die Downloadzahlen der Installationsmedien (ISO-Images) und die Zugriffe auf die Update-Server (Repositories) gezählt werden. Diese Erhebungsmethoden sind mit einer großen Unschärfe behaftet, da das System mit einem einzelnen Installationsmedium (CD-ROM, DVD, USB-Stick) auf vielen Computern installiert werden kann und wiederum oft IP-Adressen dynamisch genutzt werden, was zu einer Mehrfachzählung führen kann.
In der gesamten Lebenszeit von Fedora 16 wurden insgesamt 2.143.906 Installationsmedien heruntergeladen. Vom Mai 2007 bis im Mai 2012 bezogen durchschnittlich etwa 5 Millionen einzelne IP-Adressen pro Fedora-Version Updates von einem der Repository-Server.
Unter Webhostern war Fedora im Dezember 2005 die am drittstärksten verbreitete Linux-Distribution. Zählt man alle Derivate von Fedora zusammen und bezieht Red Hat Enterprise Linux und dessen Derivate wie CentOS oder Scientific Linux ein, so ergab sich 2005 eine Verbreitung von etwa 50 Prozent.
Bis 2023 ist Fedora auf Webservern stark zurückgegangen auf 0,1 % im Kontrast zu 11,6 % bei Ubuntu. Im Vergleich verwenden 0,2 % der Webserver RedHat Enterprise Linux (RHEL), 2,8 % setzen auf CentOS. CentOS als Bug-für-Bug kompatibler Klon von RHEL wurde 2022 von RedHat eingestellt zugunsten von CentOS Stream, welches ein Release-Modell zwischen Fedora und RHEL verwendet und somit nicht dieselbe Stabilität aufweist. Diese Entwicklung motivierte bestehende Nutzer, zu Debian oder Ubuntu, aber auch RPM-basierten Distributionen wie AlmaLinux oder Oracle Linux zu wechseln.
Fedora wird, laut Interviews von 2008, 2012 und 2014, von Linus Torvalds verwendet.
Technische Merkmale
Systemvoraussetzungen
Für Fedora 39 werden ein 2-GHz-Zweikernprozessor, 2 GB Arbeitsspeicher und 15 GB freier Festplattenspeicher als minimale Voraussetzungen empfohlen. Fedora kann auch ohne Grafikhardware betrieben werden, was z. B. auf einem Server sinnvoll sein kann. Für eine grafische Oberfläche wird ein Grafikprozessor, der neuer ist als Intel GMA900, Nvidia GeForce-FX NV30 und ATI-(AMD-)Radeon 9500, empfohlen. Um eine flüssige grafische Darstellung zu erhalten, sind leistungsfähigere Grafikprozessoren notwendig. Die Desktop-Umgebungen Xfce, Cinnamon, LXQt, LXDE, MATE sowie die Fenstermanager i3 und Sway benötigen wenig Ressourcen und deshalb weniger leistungsfähige Hardware als Gnome oder KDE. Diese Desktops sind als Spins oder immutable Variante (Sway) vorhanden.
Hardwareunterstützung
Fedora wird primär für die x86-Architektur AMD64 (64-Bit-x86, auch als „x86-64“ bzw. „x64“ bezeichnet) entwickelt. Daneben gibt es – meist nach dem offiziellen Release fertiggestellte – Varianten für die ARM-, PowerPC- (64-Bit) und s390x-Architekturen.
Da die Bedeutung der ARM-Plattform in den letzten Jahren stark zugenommen hat, wurde geplant, bei der Fedora-Version 20 der ARM-Variante die gleiche Priorität einzuräumen wie den x86-Architekturen IA-32 (32-Bit; meist einfach „x86“ oder „i386“/„i686“) und AMD64 (64-Bit).
Ab Fedora 37 wird der Raspberry Pi 4 offiziell unterstützt, inklusive Grafikbeschleunigung, ältere Modelle bereits seit Fedora 29. Die Variante Pidora ist nicht mehr relevant.
Für nicht mehr aktuelle Fedora-Versionen gab es teilweise Varianten für die folgenden Architekturen: Itanium (auch „IA-64“), PowerPC (32-Bit), SPARC (32- und 64-Bit) und System/390.
Fedora enthält Treiber für den Großteil der aktuell verfügbaren PC-Hardware. Auf den Installations-Medien (CD-ROM oder DVD) ist nur ein Teil der Treiber enthalten, weshalb gewisse Treiber nachträglich geladen und installiert werden müssen. Fedora enthält freie Treiber für AMD- (Radeon und Radeonhd) und Nvidia-Grafikprozessoren (nouveau), die Hardwarebeschleunigung und 3D-Unterstützung erlauben. Fedora enthält aus lizenzrechtlichen Gründen keine proprietären Treiber. Deshalb müssen solche Treiber für Nvidia-Grafikprozessoren aus Software-Repositories von Drittanbietern nachträglich installiert werden. Es existieren keine Pakete für die proprietären amgpu-pro Grafiktreiber.
Varianten

Flavors
Seit Fedora 21 gibt es drei sogenannte „Flavors“, (englisch „Geschmacksrichtung“) die auf die Teilgebiete Workstation, Server, IoT und Cloud ausgerichtet sind. Diese „Flavors“ enthalten alle die gleichen, „Base“ genannten Tools, Bibliotheken und APIs, unterscheiden sich aber in der Konfiguration sowie in den darauf aufbauenden Software-Paketen.
Workstation
Die bevorzugte Desktop-Umgebung ist seit Fedora 15 Gnome, mit einem Fokus auf die jeweils aktuelle Version, beinahe keine Abänderungen des Designs und eine geführte nutzerfreundliche Einrichtung.
Fedora Workstation richtet sich an Heim- sowie Firmencomputer, mit integrierter Online-Account-Unterstützung, Unternehmenszugängen, sowie einem Werkzeug zur Kindersicherung und Begrenzung.
Auch Barrierearme Benutzung ist ein Fokus von Fedora, und der Bildschirmleser Orca ist vorinstalliert.
Auf Workstation ist sowohl Flatpak als auch die Fedora Flatpak-Paketquelle vorinstalliert, welche existierende Fedora-Anwendungen im isolierten, Distributions-unabhängigen Format bereitstellen. Flathub ist nicht vorinstalliert, dies ist jedoch leicht möglich. Vorinstallierte Anwendungen sind im RPM-Format enthalten.
Ab Fedora 42 soll die Desktop-Umgebung KDE Plasma, die bisher nur als Spin angeboten wurde, auf einer Ebene mit Gnome beworben werden. Beide Desktop-Umgebungen sollen von da an als Edition von Fedora verfügbar sein.
Server
Fedora Server ist als Server-Betriebssystem gleichermaßen verwendbar für bare metal (englisch „echte Hardware“) oder Virtuelle Maschinen. Es verwendet libvirt und Podman sowie die WildFly Anwendungs-Laufzeitumgebung.
Es verwendet Cockpit zur grafischen Verwaltung über den Browser.
IoT
IoT bezeichnet „Internet der Dinge“ (englisch „Internet of Things“). Fedora liefert hier „ein leichtgewichtiges und dennoch leistungsstarkes und skalierbares Betriebssystem“.
Getestete Plattformen sind ARM SystemReady, Pine64, SolidRun und Nvidia-Geräte.
Cloud
Diese Edition stellt eine „[...] leichtgewichtige VM-Umgebung[,] eine anpassbare Cloud-Native-Erfahrung[...]“ dar. Partner dieser Variante sind Amazon AWS, Google Cloud und HashiCorp Vagrant, und deren eigene Abbildformate werden unterstützt, was die Einrichtung vereinfacht.
CoreOS
Eine minimale image-basierte Version, optimiert für die Verwendung von Podman-Containern auf Servern. Getestet auf Alibaba Cloud, Amazon AWS, DigitalOcean, QEMU, Exoscale, Google Cloud, IBM Cloud, Kubevirt, Microsoft Azure, Nutanix, Openstack, Oracle VirtualBox, Vultr sowie VMWare. Es verwendet Ignition zur Konfiguration und rpm-ostree für Änderungen am Hauptsystem.
Spins
Neben den „Flavors“ gibt es spezielle sogenannte Spins, die etwa mit der Desktop-Umgebung KDE, Xfce, Cinnamon, Budgie, Phosh, LXQt, LXDE, MATE oder SOAS, sowie den Fenstermanagern i3 und Sway angeboten werden.
Labs
Zusätzlich zu diesen, vom Fedora-Projekt selbst gepflegten Spins, gibt es weitere, für bestimmte Anwendungen oder Interessen optimierte Labs.
Darunter befinden sich Varianten für:
- Sicherheitsanalysen
- Elektronik-Entwicklung
- Wissenschaft, Neurowissenschaft, Astronomie
- Design & Gestaltung
- Musikerstellung
- Python-Entwicklung
- Schüler
- Robotik
Immutable Varianten: Fedora Atomic Desktop
Neben dem traditionellen Distributionsmodell, bei dem das System von einem Abbild auf einen USB-Stick geschrieben, von dort auf eine Festplatte geklont und von dort an durch die Paketverwaltung aktualisiert und verändert wird, setzen immutable Varianten auf Stabilität, atomische Updates, Versionierung, System-Schnappschüsse, Nachvollziehbarkeit von Änderungen am System und damit Sicherheit.
Dieses Modell hat die Vorzüge, dass Entwickler ein stabiles und unveränderbares Betriebssystem bereitstellen können, welches weniger anfällig für individuelle Fehler ist, Sicherheit garantiert und Aktualisierungen erleichtert. Bekannte Systeme, die auf ein ähnliches Modell setzen, sind:
- Android und ChromeOS, welche auf A/B root setzen und keine Veränderungen erlauben;
- OpenSuse microOS, welches BTRFS Schnappschüsse und transactional updates verwendet, somit Änderungen am System zulässt;
- VanillaOS auf Ubuntu- und Debian-Basis, welches auf A/B root verwendet und Änderungen am System zulässt;
- Ubuntu Core, welches Snap-Pakete verwendet, um verschiedene Bereiche des Systems zu kompartimentieren.
Diese Distributionsmodelle unterscheiden sich erheblich in ihrem Konzept, Anwendungsfällen und Veränderbarkeit durch die Nutzer.
Fedora entwickelt die immutable Variante ihrer Workstation, Fedora Silverblue. Sie unterscheidet sich auch dadurch, dass wenig RPM-Pakete vorinstalliert sind und stattdessen durch Flatpak-Anwendungen ersetzt werden. Fedora bietet außerdem immutable Versionen mit KDE, Budgie und dem Sway-Fenstermanager.
Die Fedora Atomic Desktops (Überbegriff für alle Varianten dieses Distributionstyps) verwenden wie Fedora CoreOS rpm-ostree für Änderungen am unterliegenden System.
Das Ziel ist ein stabiles System frei von nicht reproduzierbaren Fehlern, in dem die Anwendungen als Flatpak oder über Podman-Container mithilfe der Verwaltungssoftware Toolbox installiert werden.
Anwendungen werden so vom System isoliert, was Probleme bei Aktualisierungen und Abhängigkeitsauflösung löst.
Sicherheit
Außerdem schafft es einen sicheren Desktop mit App-Berechtigungssystemen ähnlich dem von Android, bei dem Anwendungen über Portale Zugriff auf Mikrofon, Kamera, Dateisystemordner oder Dateien sowie Bildschirmübertragung anfragen müssen. Nutzer können dann aktiv zustimmen oder ablehnen, was ein Fortschritt vom traditionellen Anwendungsmodell ist, bei dem alle Anwendungen beinahe uneingeschränkte Berechtigungen haben.
Die Isolation der Flatpak-Anwendungen erfolgt durch Bubblewrap und macht sich die Kernel-Funktion der user namespaces zu eigen. Bubblewrap kann jedoch auch ohne user namespaces im suid Modus verwendet werden, welches aus Sicherheitsgründen bevorzugt werden kann. Hierfür muss bubblewrap durch bubblewrap-suid ersetzt werden, und der richtige Kernel Parameter deaktiviert werden.
sudo sysctl -w kernel.unprivileged_userns_clone=0
Es ist essentiell, diese beiden Modifikationen zu kombinieren, da sonst Sicherheitslücken entstehen.
Inoffizielle Varianten
Besonders in den letzten Jahren sind inoffizielle Varianten von Fedora entstanden, die durch besondere Eigenschaften auffallen.
Nobara
Diese für Gaming optimierte Distribution hat durch ihre Optimierung und Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Windows Bekanntheit erlangt.
Sie modifiziert den Kernel in zahlreichen Punkten
- gewählten Zen-Kernel Patches
- OpenRGB Unterstützung
- Asus-Linux, Microsoft Surface, Lenovo Legion, SteamDeck Unterstützung
- SimpleDRM Anpassung für Nvidia-Grafikkarten
Zudem liefert sie eine neuere Version der Grafikbibliothek Mesa, ermöglicht EasyAntiCheat durch glibc-Anpassungen, und nimmt in vielen weiteren Aspekten Änderungen vor, die Fedora für grafikintensive Anwendungen wie Videobearbeitung, -aufnahme und Gaming optimieren.
Auch wird einige individuelle Software wie Spiele-Launcher und OnlyOffice vorinstalliert.
Die Sicherheit der Distribution ist jedoch kritisch zu sehen, da der Entwickler SELinux deaktiviert und durch Apparmor ersetzt hat, das Update auf Fedora 39 stark verzögert erschienen ist, und die starken Modifikationen am Betriebssystem von einer Einzelperson gewartet werden. Auch Secureboot wird nicht unterstützt, im Gegensatz zu Fedora.
Universal Blue
Das Universal Blue/ublue-Projekt verwendet die Grundlage der immutablen Fedora-Varianten, um von diesem Grundgerüst aus ein System an Varianten zu erstellen.
Das Ziel des ublue-Projekts ist es, die Effizienz und Verlässlichkeit der modernen Linux-Server-Infrastruktur auf den Desktop anzuwenden.
Anders als bei Traditionellen Abspaltungen (englisch „forks“) sind die Änderungen am Grundsystem transparent und automatisiert, wobei Github-Actions zur automatisierten Erstellung von Systemabbildern bzw. OCI Abbildern verwendet werden.
Das Hauptprodukt des ublue-Projekts ist die main Variante, ein minimales Grundsystem mit Änderungen wie installierten Multimedia-Codecs, automatischen Updates und Anwendungen wie Distrobox.
Neben der main-Variante, die für Intel- und AMD-Computer mit quelloffenen Treibern gemacht ist, werden die nvidia-Abbilder entwickelt, welche die proprietären Grafikkarten-Treiber von RPMFusion direkt implementieren. Diese Änderungen darf das in den USA ansässige Fedora Project aus patentrechtlichen Gründen nicht anwenden, zudem konkurrieren einige Änderungen wie die Verwendung von Distrobox mit offiziellen Fedora-Projekten wie Toolbox.
Optimiert für Asus, Framework, Microsoft Surface, ROG Ally und das Steamdeck entwickeln sie weitere Varianten, mit entsprechenden Kernel-Modifikationen, Treibern, Voreinstellungen oder Desktops, um die Nutzung zu ermöglichen.
Auf dieser Basis optimieren sie die offiziellen immutablen Fedora-Varianten Silverblue, Kinoite, Onyx und Sericea, aber auch weitere Desktops.
Als Grundgerüst zur einfachen Erstellung eines eigenen Systems entwickeln sie starting point, eine Konfiguration, die mit ausgiebiger Dokumentation die Verwendung (englisch „consumption“) ihrer Abbilder ermöglicht.
Ublue entwickelt zudem eigene Programme: Fleek, Yafti und Boxkit, welche die Verwendung von Containern, automatische Flatpak-App Installation und das Erstellen eigener Distrobox Container vereinfachen.
Auf der ublue-Grundgerüst existieren einige spezialisierte Distributionen:
Bluefin
Eine stark veränderte Variante von Fedora Silverblue, die für Entwickler optimiert ist. Visual Studio Code, devbox, DevPod und Homebrew sind vorinstalliert.
Der Wunsch, mehr Web-Entwickler für den Linux Desktop zu motivieren, durch moderne und gewohnte Technologien, ist der Ursprung der Idee.
Es verwendet auch Ähnliche Modifikationen am GNOME-Desktop wie Ubuntu, was die Oberfläche für Umsteiger gewohnter macht.
Secureblue
Basierend auf dem ublue-Projekt ist das Ziel die Verbesserung des Schutzes gegen die Ausnutzung bekannter und unbekannter Schwachstellen im System.
Dabei werden Abstriche bei der Nutzbarkeit für die meisten Anwendungsfälle vermieden. Die Distribution wendet zahlreiche Härtungen am System an, um es zu schützen:
- Setzen zahlreicher sysctl Werte
- Statische randomisierte MAC-Adressen werden verwendet
- Zahlreiche Kernel-Module sind deaktiviert und er ist gehärtet
- Privilegierte Prozesse erfordern jedes Mal das sudo Passwort
- Brute-force Attacken werden erschwert durch Härtung des Authentifikationssystems PAM, welches das System nach 50 falschen Passworteingaben für 24 Stunden sperrt
- Vorinstallation des flathub-verified Repositories, welches ausschließlich Software der offiziellen Entwickler beinhaltet
- eine Variante deaktiviert user namespaces und ersetzt bubblewrap mit bubblewrap-suid
- Der gehärtete Speicherzuweiser hardened_malloc, welcher aus dem GrapheneOS Projekt stammt, wird verwendet und auch für Flatpak-Anwendungen verwendet
- Firefox wird durch Chromium ersetzt, welches eine stärkere Sandbox und inter-process Isolation besitzt
- JIT JavaScript in Chromium wird deaktiviert, was zahlreiche Sicherheitslücken verhindert
Secureblue nutzt das ublue-System, sodass mit transparenten Änderungen mehrere Desktops, Nvidia-Abbilder, Desktop- und Laptopabbilder und Serverversionen erstellt werden.
Diese Distribution stellt ein alternatives Betriebssystem zu dem immutablen SteamOS dar, welche Container-basiert und für Gaming angepasst ist.
Hardwarebeschleunigung, Nvidia-Treiber, Controller-Unterstützung und weitere Modifikationen ermöglichen eine optimierte Gaming-Erfahrung.
OBS VkCapture, LatencyFleX, vkBasalt, MangoHud, Googles BBR TCP Engpasskontrolle, der System76-Scheduler, OpenRGB und weitere Modifikationen sind enthalten.
CoreCtrl und GreenWithEnvy können durch das Bazzite Portal installiert werden. Mithilfe von Fleek ist der Nix-Paketmanager verfügbar.
Vojtux
Eine Distribution des Entwicklers Vojtěch Polášek, welche auf die Verwendung durch blinde Menschen optimiert ist.
Ihr Ziel ist eine vollständig blindengerechte Einrichtung eines Fedora-Systems, und sie verwendet die Mate Benutzerumgebung.
Lokalisation findet zurzeit ausschließlich auf Englisch und Tschechisch statt, es werden spezifische Stimmdateien, der Bildschirmleser Orca inklusive Anpassungen und die LIOS OCR Anwendung installiert, sowie zahlreiche Anpassungen für die Verwendung durch blinde Nutzer vorgenommen.
Installationsmedien
Fedora-Installationsmedien können in verschiedenen Formaten und Varianten als ISO-Images gratis heruntergeladen werden. Vor der Installation brennt der Benutzer das ISO-Image auf eine beschreibbare CD-ROM, DVD, einen USB-Stick oder eine Speicherkarte und bootet von diesem Medium. Hierfür stellt Fedora das Werkzeug Fedora Media Writer für Windows, MacOS und als Flatpak zur Verfügung.
Für die einzelnen Versionen gibt es sogenannte Live-Medien, welche ein Live-System enthalten, welches auch installiert werden kann. Eine Netzwerk-Installations-CD („Everything“) enthält nur ein minimales Fedora-System, das es nur gerade erlaubt, einen Computer hochzufahren und die Installation zu starten. Alle zu installierenden Software-Pakete werden nicht von der CD installiert, sondern während der Installation über das Internet heruntergeladen.
Die Alternative Downloads Website liefert weitere Download-Optionen wie die Everything Netzwerk-Installations-Version, die instabile Testversion Rawhide und weitere Abbilder.
Außerdem kann man alle Versionen als Torrent herunterladen und weiterverbreiten, um Serverkosten zu sparen. Die lokalen Dateien sind aufgrund der hohen Aktualisierungsrate jedoch schnell veraltet.
Anwendungen
Das Software-Repository für Fedora 39 enthält 72.888 verschiedene Pakete, die einen Großteil der für Linux verfügbaren Anwendungen und Tools abdecken. Auf den Installations-Medien ist nur ein Bruchteil davon enthalten. Die Standard-Installation enthält eine Desktopumgebung und Anwendungen für verbreitete Anwendungsgebiete (E-Mail-Client, Browser, Office-Paket, Bildbearbeitungsprogramm, Mediaplayer usw.). Je nach Spin/Lab werden unterschiedliche Anwendungen als Standard-Auswahl installiert, so enthalten einige die meisten Spins LibreOffice als Office-Paket, die KDE-Plasma und GNOME Editionen beispielsweise unterscheiden sich jedoch stark in Desktop-spezifischer Software. Nach der Installation kann der Anwender mit der Paketverwaltung jede beliebige Anwendung aus dem Software-Umfang des Repositories oder aus Drittquellen installieren.
Distributionsspezifische Software


system-config-services
-Tool, mit dem sich die Daemons verwalten lassen, auf Fedora 19Die Installationsroutine Anaconda ermöglicht eine grafisch geführte Installation eines Fedora-Systems, während das Programm Kickstart dies automatisieren kann, was vor allem bei der mehrfachen Installation auf Unternehmensrechnern hilfreich ist. Zur Konfiguration des Systems stehen die sogenannten system-config-*
-Programme zur Verfügung, die grafische Benutzeroberflächen haben. Die system-config-*
-Werkzeuge sind nach den üblichen Fedora-Prinzipien programmiert. Die Prinzipien fordern, dass „Management-Tools“ (Hilfsprogramme zur Systemverwaltung) nur gezielt eine einzige Aufgabe erfüllen sollen und keine exklusive Kontrolle über Konfigurationsdateien benötigen. Administratoren eines Systems sind dadurch trotz dieser Verwaltungswerkzeuge in der Lage, beliebige Änderungen manuell in Konfigurationsdateien vorzunehmen.
Sicherheit
Fedora integriert vollständig die Kernel-Erweiterung SELinux, um so Mandatory Access Control systemweit zu erzwingen. SELinux ist nach einer Fedora-Installation standardmäßig aktiviert und schützt somit das System vor einer Vielzahl von Bedrohungen. Jedoch wird zurzeit anders als Grundkomponenten die gesamte Desktop-Umgebung im SELinux-Modus „unconfined“ (englisch „unbeschränkt“) ausgeführt, weswegen mit der Aktivierung von SELinux confined users experimentiert wird.
Während der Installation wird der Firewall-Daemon firewalld eingerichtet. Die Firewall verhindert alle von außen kommenden Netzwerk-Verbindungen zum System und erlaubt Verbindungen nur vom System nach außen.
Auf einem neu installierten Fedora-System unterbinden SELinux und die Firewall die Kommunikation aller Serverdienste, zum Beispiel Apache oder Samba. Erst nach der Anpassung der SELinux- und Firewall-Regeln durch einen Administrator können Serverdienste mit anderen Systemen kommunizieren. Dies gilt jedoch nicht für typische Desktopanwendungen wie CUPS, KDE-Connect, sowie Netzwerkkomponenten wie ssh, DHCP, OpenVPN, samba-client und Wireguard, welche standardmäßig erlaubt sind.
Für die Konfiguration von SELinux und der Firewall steht das grafische Tool firewall-config
zur Verfügung.
Paket- und Softwaremanagement


Fedora nutzt die von Red Hat entwickelte Paketverwaltung RPM, um Pakete zu installieren und lokal zu verwalten. Abhängigkeiten zwischen den Paketen werden mit Hilfe von im Internet bereitgestellten Paketsammlungen – sogenannten Repositories – mit dem Programm DNF (vor Fedora 22 YUM) aufgelöst. Auf einem bereits installierten Fedora-System dient DNF dazu, automatisch Patches einzuspielen und das System aktuell zu halten. Der Administrator kann jederzeit mit DNF zusätzliche Software-Pakete installieren oder entfernen. PackageKit ermöglicht die Integration von DNF in grafische Software-Stores wie GNOME Software und KDE Discover, sodass die Verwendung eines Terminals nicht nötig ist.
In den Anfangszeiten gab es eine Unterstützung für up2date und APT. Die Unterstützung für Letzteres wurde mit Fedora Core 4 eingestellt, da die Entwicklung von APT-RPM ruhte.
Offizielle Repositories
In Fedora sind standardmäßig die offiziellen Paketquellen des Fedora-Projekts eingerichtet. Diese enthalten alle durch das Fedora-Projekt gepflegten Pakete. Dies umfasst Repositories für Patches (Updates), experimentelle Pakete, Quellcode-Pakete und Debuginformationen.
COPR
Fedora unterhält ein eigenes Community packaging system COPR („cool other packages repo“), welches kostenlos die Erstellung von RPM-Paketen mithilfe entsprechender Spec-Files ermöglicht. Hier finden sich hauptsächlich Pakete in der Testphase, die im Review-Prozess mithilfe von Sponsoring und einem offiziellen Maintainer in das offiziellen Repository aufgenommen werden. Entsprechend übernimmt das Fedora-Projekt keine Verantwortung für Pakete in dieser Quelle.
Open Build Service
Der Open Build Service von openSUSE funktioniert nach demselben Prinzip und ermöglicht auch die Erstellung von Fedora-spezfischen RPM-Paketen, genau wie COPR auch RPM-Pakete für alle anderen Distributionen erstellen kann.
Inoffizielle Repositories
Neben der Nutzung der offiziellen Repositories hat der Benutzer die Möglichkeit, weitere Paketquellen von Drittanbietern zu konfigurieren.
Die bekannteste Quelle für zusätzliche Softwarepakete, die aus ideologischen Gründen bezüglich der jeweiligen unfreien Lizenzen nicht in den offiziellen Paketquellen enthalten sind, ist RPM Fusion. Dort finden sich beispielsweise patentrechtlich geschützte Multimedia-Codecs und proprietäre Grafiktreiber.
Darüber hinaus stellen immer mehr Softwareprojekte und Unternehmen, wie Google Chrome, Skype, Visual Studio Code, Steam, Brave, Vivaldi oder PyCharm eigene Repositories für Fedora zur Verfügung. Stand Dezember 2023 sind die Repositories von Google Chrome, Seam, PyCharm und RPMFusion vorinstalliert, soweit man „nicht quelloffene Repositories“ bei der Installation aktiviert.
Versions-Update
Beginnend mit Fedora 21 steht das Werkzeug dnf-plugin-system-upgrade zum Upgrade auf eine aktuellere Fedora-Version zur Verfügung und ersetzt die zuvor unterstützen Upgrade-Methoden wie FedUp, PreUpgrade und Anaconda. Dieses DNF Plugin lädt in einem ersten Schritt zunächst alle Softwarepakete der nächsten Fedora-Version auf die Festplatte und aktualisiert danach das System zu Beginn des nächsten, unter der Kontrolle des Plugins initiierten Neustarts.
Systemaktualisierungen sind über die grafischen Software-Stores von KDE und GNOME möglich.
EPEL
EPEL (Extra Packages for Enterprise Linux) ist ein vom Fedora-Projekt gepflegtes Repository, das portierte Pakete von Software bereitstellt, die in Fedora selbst enthalten sind, nicht aber in RHEL, CentOS oder Scientific Linux. Weil diese Enterprise-Distributionen auf der Basis von Fedora entwickelt werden, sind meist nur sehr kleine Anpassungen an den Paketen notwendig. EPEL erweitert die Enterprise-Distributionen um dort nicht enthaltene Anwendungen und Treiber. Da die Portierung von Paketen von Fedora zum EPEL-Repository allein vom Einsatz der Community abhängt, geben weder Red Hat noch das Fedora-Projekt für solche Pakete eine Garantie, Support oder Zertifizierung, wie dies für Pakete im offiziellen RHEL-Repository üblich ist.
Geschichte
Fedora.us
Das fedora.us-Projekt wurde im November oder Dezember 2002 von Warren Togami gegründet. Ziel war es, ein qualitativ hochwertiges RPM-Repository für Red Hat Linux zu schaffen, das zusätzliche Anwendungen enthielt, die in RHL nicht enthalten waren. Die Grundidee war: Offizielle Richtlinien, aber offen für jedermann. Zuerst beschäftigte sich das Projekt vorwiegend mit Regeln für die Paketnamen. Es gab große Probleme mit der Koexistenz von originalen Red-Hat-Linux- und fedora.us-Paketen. Es entstanden unter anderem die heute noch gültigen Fedora Naming Guidelines. Die Ressourcen des Projekts waren aber bis zur Gründung des Fedora-Projekts zusammen mit dem Unternehmen Red Hat eher bescheiden. Dafür bot fedora.us aber gut funktionierende Strukturen und Prozesse für eine Entwickler-Community.
Fedora Core

Am 22. September 2003 kündigte das Unternehmen Red Hat an, die eigene Consumer-Linux-Distribution zugunsten einer Verschmelzung mit dem fedora.us-Projekt aufzugeben und sie als Community-Projekt weiterzuführen. Red Hat brachte die Quellcodes von RHL und zahlreiche Arbeitskräfte in das neue gegründete Fedora-Projekt ein. fedora.us brachte eine funktionierende Online-Entwickler-Gemeinschaft mit in das Fedora-Projekt. Am 5. November 2003 veröffentlichte das Fedora-Projekt die erste stabile Version der neuen Distribution unter dem Namen Fedora Core, die zu jenem Zeitpunkt eine direkte Weiterentwicklung des alten Red Hat Linux 9 war.
Rechtlich heikle Softwareteile (Pakete), die aus den Arbeiten von fedora.us stammten, wurden aus den Fedora-Repositories entfernt. Die restlichen Teile der Distribution wurden in die Unterprojekte Fedora Core und Fedora Extra aufgeteilt. Fedora Core beinhaltete alle Pakete, die auch auf den downloadbaren Medien (ISO-Images) der ersten Fedora Core-Version enthalten waren. Fedora Extra beinhaltete Pakete die nicht in Fedora Core enthalten waren, aber die lizenzrechtlichen Richtlinien des Fedora-Projekts in gleichem Maße erfüllten wie die Pakete in Fedora Core. Das dritte Unterprojekt war Fedora Legacy. Es diente der Pflege von Fedora-Versionen, die mehr als zwei bis drei Monate zuvor von ihrer Nachfolger-Version abgelöst wurden. In Fedora Legacy wurden Updates nur durch die Eigeninitiative von einzelnen Entwicklern erstellt und getestet. Das Fedora-Projekt selbst stellte nur die Infrastruktur dafür bereit und lehnte jede Verantwortung für die Pakete selbst ab.
Fedora Foundation
Im Jahr 2005 gründete Red Hat mit der Fedora Foundation eine unabhängige Stiftung, die für das Fedora-Projekt zuständig sein sollte. Ziel des Stiftungsvorhabens war es, mehr Entwickler zur Mitarbeit am Fedora-Projekt zu gewinnen, das weiterhin die Basis für Red Hat Enterprise Linux bleiben sollte. Red Hat wollte die Fedora Foundation aus diesem Grund finanziell und technisch unterstützen. Da das Steuerrecht eine Unterstützung einer solchen Stiftung seitens Red Hat nur in gewissen Grenzen erlaubt hätte, gab Red Hat im April 2006 bekannt, dass die Stiftung wieder aufgelöst werden solle. Stattdessen solle die Fedora Community verstärkt im Fedora Board eingebunden werden.
Aus Fedora Core wird Fedora
Im November 2006 wurden größere Umstrukturierungen im Fedora-Projekt beschlossen: Die verschiedenen Repositories von Fedora Extra und Fedora Core wurden zusammengelegt. Fedora Legacy wurde ersatzlos eingestellt und auf den Namenszusatz Core wird ab der Version 7 verzichtet. Das zusammengelegte Repository wurde zwischenzeitlich auch Fedora Package Universe genannt. Im Mai 2008 gab Red Hat die Stimmenmehrheit im Fedora Board an die Fedora Community ab, die seither mit 5 von 9 Stimmen die Mehrheit besitzt.
Am 5. November 2013 feierte Fedora sein zehnjähriges Bestehen.
Fedora.next
Im August 2013 wurden unter dem Namen Fedora.next tiefgreifende Umstrukturierungen des Fedora-Projekts begonnen. Dabei wurde unter anderem beschlossen, künftig in fünf sogenannten „Working groups“ zu arbeiten:
- Workstation: Der Fokus dieser „Working group“ liegt auf der Nutzung von Fedora auf Arbeitsplatzrechnern.
- Cloud: Auf der Basis von Fedora soll ein Cloud-Computing-Betriebssystem geschaffen werden.
- Server: Das Ziel ist es, eine Basis für diverse Server-Anwendungen zu schaffen.
- Base: Pflegt neben dem Kernel, die Frameworks und APIs die in allen Fedora-Varianten enthalten sind.
- Env and Stacks: Diese „Working group“ kümmert sich z. B. um die Infrastruktur des Fedora-Projekts, das Packing oder die Lokalisierung.
Fedora 21 ist die erste Fedora-Version, die in der neuen Struktur entstanden ist. Sie enthält je einen Spin speziell für Workstations, Server und Cloud Computing. Daneben gibt es jedoch auch weiterhin Spins z. B. für KDE oder Xfce. Um die Umstrukturierungen ohne Zeitdruck umzusetzen zu können, wurde beschlossen, Fedora 21 nicht schon – wie üblich – ein halbes Jahr nach Fedora 20 zu veröffentlichen, sondern erst nach rund einem Jahr.
Versionen
Schon Red Hat Linux hatte für seine jeweiligen Versionen spezielle Codenamen. Diese Tradition wurde weiter fortgesetzt. Eine Liste dieser Namen und was es mit ihnen auf sich hat, findet sich unter Fedora- und Red-Hat-Versionsnamen. Mit Fedora 20 endete diese Namenserie.
In regelmäßigen Abständen entwickelt das Unternehmen Red Hat, mit meist nur geringfügigen Änderungen, aus einer Fedora-Version das Produkt Red Hat Enterprise Linux, (RHEL) dessen Versionen im Gegensatz zu Fedora sehr lange gepflegt werden:

Entwicklungs-Versionen
Die Entwicklungsarbeiten für Fedora finden an einer Distribution mit dem Namen Rawhide (engl.: Rohleder) statt. In diese Distribution werden alle Neuerungen für die gerade in Entwicklung befindliche Fedora-Version eingearbeitet und von den Entwicklern getestet. Nähert sich der Entwicklungs-Zyklus dem ersten Alpha-Release, einer kommenden Fedora-Version, wird von der Rawhide ein Branched (engl.: verzweigt) genannter Zweig abgeleitet, über die Alpha- und Beta-Releases-Phase stabilisiert und dann mit dem Final Release abgeschlossen. Das Branched trägt bereits die Versions-Nummer der kommenden Fedora-Version. Parallel zu Branched wird Rawhide für die übernächste Fedora-Version weiterentwickelt.
Die Rawhide kennt – im Gegensatz zum Branched – keine Versionen, sondern nur tägliche Rolling Releases. Täglich erstellt ein Dienst auf einem Server des Fedora-Projekts, aus dem Quellcode der Rawhide und dem Branched, ein installierbares ISO-Abbild. Da diese Nightly live builds genannten Releases den gerade vorhandenen Entwicklungsstand abbilden, ist mit Instabilitäten zu rechnen. Auch Datenverluste oder die Beschädigung von Hardware können nicht ausgeschlossen werden, weshalb die Nightly live builds ausschließlich für erfahrene Nutzer geeignet sind. Nicht allzu selten kommt es auch vor, dass kein Nightly live build erstellt werden kann, weil zeitweilige Inkonsistenzen in der Rawhide dies unmöglich machen.
Für Entwickler von nicht in der Distribution enthaltener Software und Personen, die sich informieren möchten, sind die Nightly live builds der Rawhide und Branched die einfachste Möglichkeit, um vor einem Alpha-Release oder zwischen Alpha- und Beta-Releases die zukünftige Fedora zu testen und nutzen.
Die integrierten BTRFS-Snapshots und das rpm-ostree System der immutablen Varianten erleichtern das Testen von instabilen Versionen.
Abstammung und Derivate
Fedora Core 1 basierte auf Red Hat Linux 9 (RHL) und stammte damit von diesem ab. Red Hat Linux selbst ist vollständig in Fedora Core aufgegangen und wird nicht mehr selbständig weiterentwickelt. Stattdessen vertreibt das Unternehmen Red Hat das Produkt Red Hat Enterprise Linux (RHEL), das in seinen ersten Versionen auf Red Hat Linux und bei aktuellen Versionen auf Fedora aufbaut.
Es gibt eine ganze Reihe von Linux-Distributionen, die auf Fedora aufbauen oder noch von der Red-Hat-Distribution abstammen.
Kritik
- Kritisiert wird der „Zwang zum Update“ nach spätestens 13 Monaten und die zu häufigen Updates. Dies garantiert zwar jederzeit sehr aktuelle Software, bringt aber auch viele Änderungen mit sich und der langfristige Support fehlt. Dem mag entgegenhalten werden, dass RHEL oder CentOS dies bieten. Auch ist die Migration auf die jeweils aktuelle Hauptversion unkompliziert.
Fedora Galerie
Jede Fedora-Version wird passend zum Codename grafisch gestaltet:
- Fedora Core 1 (Yarrow)
- Fedora Core 2 (Tettnang)
- Fedora Core 3 (Heidelberg)
- Fedora Core 4 (Stentz)
- Fedora Core 5 (Bordeaux)
- Fedora Core 6 (Zod)
- Fedora 7 (Moonshine)
- Fedora 8 (Werewolf)
- Fedora 9 (Sulphur)
- Fedora 10 (Cambridge)
- Fedora 11 (Leonidas)
- Fedora 12 (Constantine)
- Fedora 13 (Goddard)
- Fedora 14 (Laughlin)
- Fedora 15 mit KDE (Lovelock)
- Fedora 16 (Verne)
- Fedora 17 (Beefy Miracle)
- Fedora 18 mit KDE (Spherical Cow)
- Fedora 18 mit Mate (Spherical Cow)
- Fedora 19 (Schrödinger’s Cat)
- Fedora 19 mit KDE (Schrödinger’s Cat)
- Fedora 20 mit KDE (Heisenbug)
- Fedora 20 mit Enlightenment (Heisenbug)
- Fedora 21
- Fedora 22
- Fedora 23
- Fedora 24
- Fedora 25
- Fedora 26
- Fedora 27
- Fedora 28
- Fedora 29
- Fedora 30
- Fedora 31
- Fedora 32
- Fedora 33
- Fedora 34
- Fedora 35
- Fedora 36
- Fedora 37
- Fedora 38
Siehe auch
Weblinks
- Fedora-Projekt
- Linkkatalog zum Thema Fedora bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Interview (englisch) (Ogg Vorbis; 53,1 MB) mit Max Spevack und Robert Scheck über Fedora, die Neuerungen und Entwicklungen im Fedoraprojekt. RadioTux-Sendung am 15. März 2009 von den Chemnitzer Linux-Tagen
- Fedora bei Distrowatch